(Photo by Kristina Tripkovic on Unsplash)
Unsere Welt verändert sich. Andauernd und mit immer schnellerer Geschwindigkeit. Das trifft seit dem Einbruch des Virus in unser Leben noch stärker zu.Auf den ersten Blick sind die Menschen derzeit: hektisch, panisch oder genervt. Doch was liegt unter diesen offensichtlichen Gefühlen? Ich glaube, ein ganz großer Teil dieses nicht ganz bestimmbaren Gefühlsknotens ist: Trauer. Wir trauern um unser altes Leben. Das vor Corona. Wir trauern darum, Ostern nicht mit lieben Menschen verbringen zu dürfen. Heute habe ich auf der Straße eine Konversation mitgehört. Zwei Spaziergänger-Parteien, jede davon mit einem Hund, jede auf einer anderen Straßenseite für den Sicherheitsabstand... wegen der Hunde, wegen Corona, ein bisschen wegen beidem?
„Du, und wie geht’s eich so?“
„Du, jo, es geht schon. Manchmal denken wir, na jo, is eh alles okay. Oba manchmal is es echt z'viel, don ruf ma unsere Leit an, rean a Randl und don passt's wieder.“
Kurz mal weinen kann ein Ventil sein, um dieses diffuse Trauergemisch rauszulassen. Schreiben auch. Heute möchte ich dir deshalb eine Übung aus dem Buch Let it out – A Journey through Journaling von Katie Dalebout vorstellen: das Trauer-Tool.
Und so funktioniert es:
Schritt 1: Schreibe alle Dinge auf, die du vermisst. Das können Dinge aus deinem unmittelbaren Alltag sein, oder spezifische Dinge aus der Vergangenheit, die du vielleicht schon vor Corona vermisst hast. Erlaub dir, dass ein Punkt zum nächsten führt und beobachte, wie die Dinge, um die du trauerst, sich vermehren. Zum Beispiel:
Ich vermisse es, mit meinen Kindern die Osterferien am Land zu genießen. Ich vermisse es, meine Eltern nicht sehen zu können. Außerdem vermisse ich, wie lustig und spannend das Ostereiersuchen früher war, und welche Freude ich als Kind dabei empfinden konnte. Ich vermisse das Gefühl von Sorglosigkeit, das ich damals gehabt habe,...
Schritt 2: Schau dir jetzt noch einmal an, was du geschrieben hast und versuche zu benennen, welche Gefühle dabei in dir hochkommen. Einsamkeit? Wut? Ungeduld? Versuche, dich dabei nicht selbst zu zensieren. Schreibe, was unmittelbar zu dir kommt.
Schritt 3: Versuche nun, die negativen Gedanken und Emotionen mit positiven zu kontrastieren. Denke dabei an alles, was du jetzt hast, und versuche wieder, so konkret wie möglich zu sein:
Ich vermisse es, mit meinen Kindern die Osterferien am Land zu genießen, aber ich freue mich, dass wir jetzt viel Zeit miteinander haben und dieses Jahr keinen Stress mit dem Packen und den vielen Vorbereitungen haben werden. Ich vermisse es, meine Eltern nicht sehen zu können, aber ich bin froh, dass wir heutzutage videotelefonieren können, wann immer wir wollen...
Setz dich nicht unter Druck, wenn du nicht für jeden Punkt einen positiven Kontrast findest – alles, was du empfindest, ist in Ordnung!
Ich wünsche dir viel Gesundheit, Kraft, und dass du mit deinen Lieben Möglichkeiten und Wege findest, trotz allem ein schönes Osterfest zu feiern. Vielleicht möchtest du mit Menschen, die dir nahe stehen, ein Skype-Dinner veranstalten, oder mit einer Freundin, die in der Nähe wohnt, einen Distanz-Spaziergang machen. Hör auf dich selbst und versuche, das zu tun, was dir gut tut.
Alles Liebe und frohe Ostern!
Buchtipp:
Katie Dalebout: Let it Out – A Journey Through Journaling. Hay House, Inc., 2016
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